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05.10.14 18:54 Alter: 9 yrs

Wie die Politik die Probleme der Männer ignoriert

 

Männer sterben früher, neigen eher zum Selbstmord, werden öfter arbeits- und obdachlos und sind an den Hochschulen längst in der Minderheit. Dafür interessiert sich bestenfalls die Statistik Austria. Warum die Politik die Probleme von Männern so hartnäckig ignoriert.

Der vorgelegte Band hatte 303 Seiten und wurde von der Kritik gnadenlos zerrissen: „eine Farce ohne Nutzen“; „viel beschriebenes Papier ohne Substanz“; „fehlerhaft und ohne Antworten“. Außerdem bediene das Machwerk „eine revisionistische, frauenfeindliche Politik“, „das klassische Rollenprinzip“ und „patriarchalische Strukturen“. Auch in formaler Hinsicht kannten die Frauensprecherinnen von SPÖ und Grünen, Gabriele Heinisch-Hosek und Brigid Weinzinger, keine Gnade: Was ihnen da zugemutet wurde, entspreche „über weite Strecken nicht den Anforderungen der geschlechtsneutralen Formulierungen“.

 

Geschlechtsneutralität war vom „1. Österreichischen Männerbericht“ wohl auch nicht unbedingt zu erwarten, den Sozialministerin Ursula Haubner, BZÖ, im April 2006 präsentierte. Im Gegensatz zur Premiere stieß die nächste Aufführung auf komplettes Desinteresse. Als Sozialminister Rudolf Hundstorfer, SPÖ, im Herbst 2011 den „2. Österreichischen Männerbericht“ vorlegte, reagierte weder die rote noch die grüne Frauensprecherin. Auch ÖVP, FPÖ und BZÖ sahen keinen Anlass für einen Kommentar oder eine Aussendung. Gerade mal im Sozialausschuss des Nationalrats wurde der 463-seitige Bericht im März 2012 zur Kenntnis genommen.

 

Der „3. Österreichische Männerbericht“ ist im Herbst 2016 fällig. Mit erhöhter Aufmerksamkeit oder gar Aufregung ist wieder nicht zu rechnen. Denn abgesehen von propagandistischen Streitereien stehen Männerthemen im Ranking der Parteien ganz unten. 48,8 Prozent der Bevölkerung werden so schleichend politisch marginalisiert – ohne wahrnehmbaren Protest.

 

Zwar verfügen die sechs Parlamentsklubs über eigene Bereichssprecher für Vertriebene, Tierschutz, Zivildiener, Transgender oder Sekten, doch keine einzige Fraktion nominierte einen Abgeordneten für Männerthemen. Allein in der vergangenen Woche stellten Mandatare 30 Anfragen an die Regierung zu so unterschiedlichen Themen wie „Brain Drain – fehlende Willkommenskultur“, „Ausschreitungen beim Cup-Spiel Austria Salzburg gegen Sturm Graz“ oder „Cannabis-Werbung der Jungen Grünen“. Männerpolitik wird im Plenum dagegen seltener behandelt als der Pflanzenschutz.

 

Dabei wären spezifische Defekte und Benachteiligungen von Männern durchaus plenartagsfüllend:

 

• Die Lebenserwartung von Männern ist signifikant niedriger. Sie sterben mit 78 Jahren, Frauen mit 83.

 

• Im Jahr 2013 nahmen sich in Österreich 967 Männer das Leben, die Zahl weiblicher Suizide betrug 324.

 

• Männer sterben häufiger an Krebs, Herzinfarkten und Lungenerkrankungen.

 

• Die Arbeitslosigkeit von Männern stieg gegenüber September 2013 um 13,5 Prozent, jene von Frauen um 9,9 Prozent. Insgesamt waren 2013 7,0 Prozent der Frauen, aber 8,2 Prozent der Männer arbeitslos.

 

• Das gesetzliche Pensionsantrittsalter von Männern liegt bei 65 Jahren, von Frauen bei 60 Jahren.

 

• Männer sind gesetzlich zur Absolvierung eines Wehr- oder Ersatzdienstes verpflichtet.

 

• Nur noch 40 Prozent aller Universitätsabsolventen sind Männer.

 

• Knapp die Hälfte aller Mädchen eine Jahrgangs machen Matura, bei Buben schaffen es nur 34 Prozent zur Reifeprüfung.

 

• 7367 Buben besuchten 2012 eine Sonderschule, aber nur 4467 Mädchen.

Europaweit sind zwei Drittel der Schulabbrecher Burschen.

 

• 15-jährige Buben lesen laut PISA-Studie deutlich schlechter als Mädchen.

 

• Von den etwa 350.00 Alkoholkranken in Österreich sind zwei Drittel Männer.

 

• Die Wiener Caritas betreute im Jahr 2012 etwa 9000 obdachlose Menschen, darunter 6500 Männer.

 

Wären Selbstmörder, Alkoholiker und Schulversager überwiegend weiblich, würden die Frauensprecherinnen aller sechs Parteien Regierung und Parlamentsbetrieb mit Petitionen lahmlegen. Um die Männer kümmert sich maximal die Statistik Austria. Und Johannes Berchtold.

Der vorgelegte Band hatte 303 Seiten und wurde von der Kritik gnadenlos zerrissen: „eine Farce ohne Nutzen“; „viel beschriebenes Papier ohne Substanz“; „fehlerhaft und ohne Antworten“. Außerdem bediene das Machwerk „eine revisionistische, frauenfeindliche Politik“, „das klassische Rollenprinzip“ und „patriarchalische Strukturen“. Auch in formaler Hinsicht kannten die Frauensprecherinnen von SPÖ und Grünen, Gabriele Heinisch-Hosek und Brigid Weinzinger, keine Gnade: Was ihnen da zugemutet wurde, entspreche „über weite Strecken nicht den Anforderungen der geschlechtsneutralen Formulierungen“.

 

Geschlechtsneutralität war vom „1. Österreichischen Männerbericht“ wohl auch nicht unbedingt zu erwarten, den Sozialministerin Ursula Haubner, BZÖ, im April 2006 präsentierte. Im Gegensatz zur Premiere stieß die nächste Aufführung auf komplettes Desinteresse. Als Sozialminister Rudolf Hundstorfer, SPÖ, im Herbst 2011 den „2. Österreichischen Männerbericht“ vorlegte, reagierte weder die rote noch die grüne Frauensprecherin. Auch ÖVP, FPÖ und BZÖ sahen keinen Anlass für einen Kommentar oder eine Aussendung. Gerade mal im Sozialausschuss des Nationalrats wurde der 463-seitige Bericht im März 2012 zur Kenntnis genommen.

 

Der „3. Österreichische Männerbericht“ ist im Herbst 2016 fällig. Mit erhöhter Aufmerksamkeit oder gar Aufregung ist wieder nicht zu rechnen. Denn abgesehen von propagandistischen Streitereien stehen Männerthemen im Ranking der Parteien ganz unten. 48,8 Prozent der Bevölkerung werden so schleichend politisch marginalisiert – ohne wahrnehmbaren Protest.

 

Zwar verfügen die sechs Parlamentsklubs über eigene Bereichssprecher für Vertriebene, Tierschutz, Zivildiener, Transgender oder Sekten, doch keine einzige Fraktion nominierte einen Abgeordneten für Männerthemen. Allein in der vergangenen Woche stellten Mandatare 30 Anfragen an die Regierung zu so unterschiedlichen Themen wie „Brain Drain – fehlende Willkommenskultur“, „Ausschreitungen beim Cup-Spiel Austria Salzburg gegen Sturm Graz“ oder „Cannabis-Werbung der Jungen Grünen“. Männerpolitik wird im Plenum dagegen seltener behandelt als der Pflanzenschutz.

 

Dabei wären spezifische Defekte und Benachteiligungen von Männern durchaus plenartagsfüllend:

 

• Die Lebenserwartung von Männern ist signifikant niedriger. Sie sterben mit 78 Jahren, Frauen mit 83.

 

• Im Jahr 2013 nahmen sich in Österreich 967 Männer das Leben, die Zahl weiblicher Suizide betrug 324.

 

• Männer sterben häufiger an Krebs, Herzinfarkten und Lungenerkrankungen.

 

• Die Arbeitslosigkeit von Männern stieg gegenüber September 2013 um 13,5 Prozent, jene von Frauen um 9,9 Prozent. Insgesamt waren 2013 7,0 Prozent der Frauen, aber 8,2 Prozent der Männer arbeitslos.

 

• Das gesetzliche Pensionsantrittsalter von Männern liegt bei 65 Jahren, von Frauen bei 60 Jahren.

 

• Männer sind gesetzlich zur Absolvierung eines Wehr- oder Ersatzdienstes verpflichtet.

 

• Nur noch 40 Prozent aller Universitätsabsolventen sind Männer.

 

• Knapp die Hälfte aller Mädchen eine Jahrgangs machen Matura, bei Buben schaffen es nur 34 Prozent zur Reifeprüfung.

 

• 7367 Buben besuchten 2012 eine Sonderschule, aber nur 4467 Mädchen.

Europaweit sind zwei Drittel der Schulabbrecher Burschen.

 

• 15-jährige Buben lesen laut PISA-Studie deutlich schlechter als Mädchen.

 

• Von den etwa 350.00 Alkoholkranken in Österreich sind zwei Drittel Männer.

 

• Die Wiener Caritas betreute im Jahr 2012 etwa 9000 obdachlose Menschen, darunter 6500 Männer.

 

Wären Selbstmörder, Alkoholiker und Schulversager überwiegend weiblich, würden die Frauensprecherinnen aller sechs Parteien Regierung und Parlamentsbetrieb mit Petitionen lahmlegen. Um die Männer kümmert sich maximal die Statistik Austria. Und Johannes Berchtold.

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Quelle: Profile

 

 

 


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